Aus dem Buch von Horst HYLLA :
"Von der Strasse etwas zurück gesetzt befand sich das Rauchhaus der Familie PANTEN. Dieses Haus, so sagten es die Alten, sei steinalt und es sei immer im Besitz der Familie PANTEN gewesen. Der Familienname sei von dem Beruf abgeleitet worden.
Seit Generationen sei immer vom Vater auf den ältesten Sohn der Beruf des Pantinenherstellers übertragen worden. Als Fussbekleidung trug man Holzpantinen. Aus trockenem Lindenholz wurden die Rohlinge zugeschnitten.
Von der kleinsten bis zum grössten Grösse lagen die Rohlinge in den Regalen.
Wer ein paar Holzpantinen brauchte, ging zu PANTEN und liess sich zuerst seinen Fuss messen. Aus dem Regal wurde dann der passende Rohling genommen. Es gab keinen linken oder rechten Holzpantinen. Erst wenn sie getragen wurden, passten sie sich dem Fuss an. Der Rohling wurde dann in einen Klemstock eingespannt und mit einem Zugmesser wurde die Sohle des Pantinen geschnitzt. Das Oberleder war ebenfalls schon vorbereitet und lag in Regalen. Meistens war das Oberleder aus schwarzem Leder. Wer seine alten Pantinen mitbrachte, weil das Oberleder noch gut war, bekam sein alten Oberleder an die Neuen angenagelt. Diese Holzpantinen hielten im Winter, wenn sie mit Schaafwollsocken getragen wurden sehr warm. Sie hatten noch eine andere gute Eigenschaft. Im Winter bei Schnee und Eis konnte man mit ihnen auf Eisbahnen herrlich schlittern. (...)
Als wir als Kinder zu PANTEN zum zusehen gingen, haben wir auch seinen Schleifstein drehen dürfen, damit er seine Zugmesser schleifen konnte. Es gab Pantinen für den Alltag und für Sonntag. Die für den Sonntag waren aussen mit blauer Farbe gebeizt und in den Hacken war ein Abziehbild eingeklebt. Unter verschiedenen Motiven konnte man auswählen.
Dieses Rauchhaus in dem er wohnte war eine Besonderheit. Das gleiche Haus gab es noch einmal in der Mitte des Dorfes. Die Häuser waren Fachwerkhäuser.
Die Seitenwände sind nicht sehr hoch, so dass das Strohdach fast bis auf den Boden reicht. Das Haus ist durch eine halb geteilte Tür zu betreten.
Die Bauersfrau konnte die obere Hälfte öffnen, stützte sich dann auf die untere Hälfte und sprach mit dem, der sie besuchte. Nur wenn sie den Besucher hereinlassen wollte, öffnete sie die untere Hälfte.
Nun betrat man einen kleinen Vorraum von dem links und rechts ein Tür in ein Zimmer ging, hier befanden sich die Schlafräume.
Eine weitere Tür führte in einen fensterlosen Raum, dieses war die Küche.
In der Mitte befand sich eine offene Feuerstelle. Die Töpfe standen auf einem Dreibock unter dem das Feuer brannte. Der Raum hatte auch keinen Schornstein, der Rauch zog durch das Strohdach nach draussen.
An der Decke waren Stangen, dort wurden nach dem Schlachten die Würste zum räuchern aufgehangen. Von diesem Raum gelangte man in einen weiteren Raum der meistens als Wohnzimmer genutzt wurde.
In den Schrägen neben der Küche waren die Abstellräume. Das ganze Haus roch immer nach Rauch. Wenn man sich eine Weile in diesem Haus aufgehalten halte, rochen auch die Sachen, die man anhatte, nach Rauch. Wenn die Würste nach dem Schlachten gerade aufgehangen waren, wurde mit Schmok (Buchensägespäne) das Feuer abgedeckt, so dass ein richtiger Qualm entstand.